Liebe Leser,
bei den nun folgenden Zeilen handelt es sich nicht um einen Werbe- oder Pressetext der Plattenfirma, sondern spiegelt ausschließlich die Begeisterung des Rezensenten wider.
Wenn diese Welt perfekt wäre, dann würde „Aria“, VIZAs neues Studioalbum, rund um den Globus eine Spitzenposition in den Charts innehaben. Die 12 Songs sind überaus abwechslungsreich, perfekt durchkomponiert und bleiben allesamt im Kopf kleben. Dabei schaffen VIZA immer wieder den Spagat zwischen musikalischem Anspruch und melodiöser Eingängigkeit. Das alles wirkt nie aufgesetzt oder konstruiert, sondern wirkt natürlich und stringent. Die erste Assoziation beim Hören des Openers „Never Feel“ ist, alleine schon wegen der Gitarrenläufe, System Of A Down. Vielleicht nicht wirklich verwunderlich, hat doch ein großer Teil der Band ebenfalls armenische Wurzeln und hat bereits mit Serj Tankian zusammengearbeitet. Dennoch greift der Vergleich nicht ganz. VIZA haben ein noch größeres Gespür für Hooklines und wirken auch nicht so gehetzt, wie die möglichen Vorbilder.
Die Stimme des Sängers K’noup Tomopoulos ist sehr variabel. In den Strophen des Openers, aber auch bei “Quicksand” erinnert sein Timbre dem eines Morten Harket von a-ha, im nächsten Moment verwandelt sie sich aber in ein reissendes Biest und schreit und kreischt oder grummelt. Mit „Midnight Hour (Dingle Rock)“ haben VIZA eine Single im Gepäck, die den großen Hits von Billy Talent in nichts nachsteht, da kann man nur hoffen, dass hier etwas Airplay generiert werden kann.
Ganz deutlich werden im Song „Vanished“ auch endlich die mittelöstlichen Melodien und Rhythmen, die sich auf die Wurzeln der Band beziehen. Zu den eingesetzten Instrumenten zählen neben der typischen Rockbandausstattung auch orientalische Saitenintrumente wie die Oud, Tar und Saz. Diese werden durch den Einsatz von Effektgeräten so eingesetzt, dass sie nie wie ein Fremdkörper wirken.
Mit „Viktor`s Vanguard“ gibt es eine Nummer, die live wahrscheinlich jede Halle zum Kochen bringt. Aber Vorsicht: hier besteht die Gefahr, dass man auch im Bus oder in der Bahn anfangen muss zu springen, wenn man dieses Lied auf den Kopfhörern hat.
Um nur kurz darzustellen, was die Platte noch alles kann: „The Girl That Dosn`t Exist“ ist eine wunderschöne, bittersüsse Ballade, „Forward March“ klingt wie ein Kampflied einer keltischen Punkband, „C´est La Vie“ hat trotz sperrigen Strophen einen dermaßen eingängigen Hitchorus und „Alley In Tijuana“ bietet einen Nackenbrecher-Refrain, der mit Swingjazz Mittelteil überrascht. „Brunette“ verabschiedet das Album als großartige Singalong-Nummer.
Fazit: Viel mehr und schönere und buntere Musik kann man nicht auf eine CD pressen. Unbedingt und ohne Abstriche zu empfehlen. „Aria“ gehört schon jetzt zu den Top-Alben des Jahres 2014.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.