Die F1-Serie von Codemasters ist seit Jahren weltmeisterlich, auch die aktuelle Variante F1 2020 (diesmal erhältlich in einer Michael Schumacher-Gedächtnis-Edition – inkl. Schumi-Lackierungen und Anzügen) macht da keine Ausnahme. Das Problem einer solch exzellenten Simulationen ist aber auch, dass man von Jahr zu Jahr spielerisch kaum etwas verbessern kann. F1 2020 ist das zwölfte Spiel der Serie und was kann man nach der 2019er Version noch übertreffen? Nicht allzu viel, ist die einfache Antwort. Die Grafik ist weiter überragend, nutzt die aus dem letzten Loch pfeifende Konsolengeneration komplett aus, die Fahrphysik ist toll, die Gegner auf den niedrigsten Stufen sind aber eben auch weiterhin idiotisch und die Regelauslegung dementsprechend ebenfalls. Wenn mir von hinten einer reinrast, bekomme fast immer ich die Verwarnung. Zur KI: Selbst bei niedrigsten KI-Einstellungen sind die Gegner stark.
Wieder dabei ist natürlich auch der Karrieremodus und hier darf dann sogar eine sehr gute Neuerung in den Parc fermé rasen: Das eigene Team kann endlich um die WM mitfahren. Das macht eine Menge Spaß. Weniger Spaß macht weiterhin die Presse-Runde: Da darf man weiterhin nach den Rennen Fragen einer Journalistin beantworten. Leider sind die zum Teil strunzdumm, so wird man z.B. nach einem Sieg gefragt, “warum es heute nicht so gut lief”. Ebenfalls bedauerlich: Die Animationen sind zu großen Teilen die gleichen wie 2019. Spitze hingegen zwei weitere Neuheiten: Endlich darf man Split-Screen-Rennen fahren und zudem kann man die Saison-Länge selbst anpassen: 10, 16 oder 22 Rennen.
Technisch ist alles tiptop und auch die Fans von peniblen Einstellungsdramen kommen auf ihre Kosten. Fast jede Schraube ist anpassbar, jede technische Spielerei vorhanden. Wer nicht Formel 1-affin ist, sollte vorher einen kleinen Wikipedia-Lehrgang zu den technischen Termini á la DRS oder ERS belegen. Über 100 Verbesserungen der Wagen sind in den vier Bereichen Strapazierfähigkeit, Chassis, Aerodynamik und Antrieb möglich, das kann in Arbeit ausarten. Muss es aber nicht, da das Spiel den Fahrer gut unterstützt, die Fahrhilfen zudem individuell anpassbar sind.
F1 2020 beinhaltet natürlich alle offiziellen Teams, Fahrer sowie alle Strecken der Saison. Auch die Fomel 2 ist wieder am Start, historische Autos sowieso. Trotz aller Brillanz hat das Game einem enormen Nervfaktor: die Ladezeiten zwischen den Screens sind absolut unsäglich. Mal eben ein schnelles Rennen? Fehlanzeige. Man muss sich durch die gefühlt minutenlangen Ladebildschirme kämpfen. Das ist sehr sehr schade und scheint zum Vorjahr noch schlimmer geworden zu sein. Codemasters können es möglicherweise einfach nicht besser, denn das Problem begleitet uns PS4-Piloten nun seit Jahren. Es bleibt zu hoffen, dass die pfeilschnelle SSD in der PS5 dieses Manko behebt.
Fazit: F1-Simulation mit dezenten und guten Neuerungen – leider auch mit nervtötenden Ladezeiten auf der PS4
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.