Stephen King hat sich seit Jahren vom Horroronkel zu einem großen amerikanischen Erzähler entwickelt (ohne, dass er das Mysteriöse völlig aufgegeben hat). Eine These, die ich schon HIER aufgestellt habe und die nicht zuletzt durch die Bill Hodges-Trilogie (in Serie als Mr. Mercedes bekannt) untermauert wird. In “Das Institut” von Random House knüpft er daran an und erzählt fast 20 Stunden lang (bzw der großartige David Nathan liest es uns vor) von einem grauenhaften Institut. In einer ruhigen Vorortsiedlung von Minneapolis ermorden zwielichtige Eindringlinge lautlos die Eltern von Luke Ellis und verfrachten den betäubten Zwölfjährigen in einen schwarzen SUV. Die ganze Operation dauert keine zwei Minuten. Luke wacht weit entfernt im Institut wieder auf, in einem Zimmer, das wie seines aussieht, nur dass es keine Fenster hat. Und das Institut in Maine beherbergt weitere Kinder, die wie Luke paranormal veranlagt sind: Kalisha, Nick, George, Iris und den zehnjährigen Avery. Sie befinden sich im Vorderbau des Instituts. Luke erfährt, dass andere vor ihnen nach einer Testreihe im »Hinterbau« verschwanden. Und nie zurückkehrten. Je mehr von Lukes neuen Freunden ausquartiert werden, desto verzweifelter wird sein Gedanke an Flucht, damit er Hilfe holen kann. Noch nie zuvor ist jemand aus dem streng abgeschirmten Institut entkommen. Luke ist der erste…
King schafft es in “Das Institut” einmal mehr durch einen fast schon gemächlich zu nennenden Spannungsbogen eine faszinierende, gruselige und aufregende Geschichte zu erzählen. David Nathan, mittlerweile so etwas wie DIE Stimme Kings, ist der perfekte Sprecher für “Das Institut”, übertreibt nie, kann dennoch eindringlich sein. Einfach Klasse. Literarisch würde ich das vorliegende Werk hinter Kings absoluten Großtaten einreihen, dennoch fesselt das Buch von der ersten bis zur letzten Seite (respektive Minute in der Hörfassung). Das Thema Telekinese/Telepathie verbunden mit dessen Einsatz als militärische Waffe ist faszinierend, aber natürlich auch nicht neu. Dennoch schafft King es, der Geschichte seinen eigenen, längst klassischen Spin zu versetzen. Im “Institut” lässt der Meisterautor auch Kritik an Trump und der Waffenlobby durchschimmern, was der Story einen aktuellen Anstrich verleiht.
Fazit: Erneute Großtat des Altmeisters
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.