Review: Das Gespenst von Canterville (Lesung mit Musik)

Der bekannte Synchron- und Hörbuchsprecher Christian Brückner hat sich mit dem wilden Jazzorchester zusammengetan, um eine ziemlich beeindrucke musikalische Lesung des klassischen Stoffes in Hörbuchform zu bringen.

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“Das Gespenst von Canterville” ist eine der klassischen Geistergeschichten, die von Oscar Wilde zuerst im Jahr 1887 veröffentlicht wurde. Sie erzählt die Story eines alten englischen Herrenhauses, Canterville Chase, das von einem ungewöhnlichen und hartnäckigen Geist bewohnt wird. Der bekannte Synchron- und Hörbuchsprecher Christian Brückner hat sich mit dem wilden Jazzorchester zusammengetan, um eine ziemlich beeindruckende musikalische Lesung des klassischen Stoffes in Hörbuchform zu bringen.

Brückner erlangte besonders große Bekanntheit durch seine herausragende Arbeit als Synchronsprecher für Hollywood-Ikone Robert De Niro. Seine markante und nuancierte Stimme verleiht den Charakteren Tiefe und Authentizität. Seine Synchronisation von De Niros Rollen in Filmen wie “Taxi Driver” und “Der Pate” sind besonders bemerkenswert und haben ihn zu einer Legende in der deutschen Synchronbranche gemacht.

Brückner beGEISTert

Neben seiner Arbeit als Schauspieler und Synchronsprecher ist Brückner auch als Hörbuchsprecher bekannt und hat eine Reihe von Hörbüchern eingelesen.

Christian Brückner
Promo: © Mathias Bothor / photoselection

Rüdiger Ruppert und Martin Auer haben als “das wilde Jazzorchester” schon zahlreiche musikalische Schlachten zusammen geschlagen. 2020 schlug Rüdiger Ruppert vor, eine gemeinsame Version von R. Kiplings „Das Dschungelbuch“ im Rahmen der von ihm kuratierten Reihe „Jazz and Lyrics“ an der Deutschen Oper Berlin aufzuführen. Das wilde Jazzorchester war geboren und mittlerweile sind drei unterschiedliche Erzählkonzerte mit Brückner entstanden, alle im Argon-Verlag Berlin erschienen.

Die Geschichte beginnt, als die amerikanische Familie Otis das Anwesen erwirbt. Obwohl sie vor der Übernahme gewarnt werden, dass es in Canterville Chase spukt, sind die Otises skeptisch und unbeeindruckt von der Vorstellung eines Geistes. Doch bald nach ihrem Einzug beginnen sie, die seltsamen Ereignisse zu erleben, die das Gespenst von Canterville verursacht. Die Geschichte ist nicht nur eine Geistergeschichte, sondern auch eine Satire auf die aristokratischen Traditionen und die amerikanische Pragmatik des späten 19. Jahrhunderts. Oscar Wilde nutzt die Figur des Gespenstes, um die Vorstellungen von Ehre, Mut und Moral herauszufordern, und stellt die amerikanische Pragmatik der Otises der überkommenen Aristokratie gegenüber.

Die Lesung ist ein Heidenspaß: Während Christian Brückner die Geschichte vom verpeilten Schlossgespenst zelebriert, jazzt das wilde Orchester, dass sich die Balken vor Wonne biegen. Die Musiker Martin Auer und Rüdiger Ruppert haben für die Deutsche Oper Berlin (Premiere war am 21.04.2024) damit ein eindrucksvolles Erzählkonzert geschaffen, in dem sie durch zahlreiche Jazzstile “geistern” – immer im Esprit der kunstvollen Geschichte. Mal “noirt” es Miles Davis-gleich, mal wird klassischer Swing aufgetischt – sie spielen auf der gesamten Klaviatur des Jazz – ohne dabei das Spiel zum Selbstzweck verkommen zu lassen. Einfach eine richtig geniale Angelegenheit.

Fazit: Großer Spaß mit großen Künstler

Quickfacts

  • Verlag: Argon Verlag
  • Laufzeit: 1 Stunde 21 Minuten
  • empfohlenes Alter: ab 9 Jahre
  • ISBN: 978-3-7324-4428-1
  • Autor: Oscar Wilde
  • Übersetzt von: Franz Blei
  • Musiker:innen: Das wilde Jazzorchester, Martin Auer
  • Sprecher: Christian Brückner

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