
Es gibt ein paar Spiele, von denen jeder, der sich mit Games beschäftigt, schon mal gehört hat. Die Reihe um den italienischen Klempner ist so ein Beispiel, das Warcraft-Universum steht zusammen mit Command & Conquer sinnbildlich für die Echtzeitstrategie. Dieselbe Tragweite hat “Civilization” – ein Meilenstein in der rundenbasierte Strategie, in Kennerkreisen auch “4X” (explore, expand, exploit, exterminate) genannt. Das grundlegende Spielprinzip hat sich seit Teil 1 nicht geändert: Man führt eine Zivilisation von der Antike bis in die Zukunft. So auch im kürzlich erschienenen siebten Teil.
Alles beim Alten und doch alles neu
Entwickler Firaxis erfindet das Rad nicht neu (Anspielung gewollt) und setzt auch diesmal auf Altbewährtes: Zu Beginn wählt man einen Anführer wie zum Beispiel den “ollen Fritz”, Konfuzius oder auch Katharina die Große. Anders als bei den Vorgängern wird man dabei jedoch nicht automatisch an deren zugehörige “Civ” gebunden, sondern wählt separat noch dazu, für welche Nation man im ersten der bei Veröffentlichung verfügbaren drei Zeitalter (Antike, Erkundung und Moderne) ins Rennen gehen möchte. So trifft beispielsweise Xerxes mit seinen Maya auf Karl den Großen, der die Ägypter regiert. Das mutet zwar anfangs seltsam an, ergibt im weiteren Spielverlauf aber durchaus Sinn.
So baut man dann Städte, entwickelt seine Wirtschaft, baut diplomatische Beziehungen auf (wobei es selbstverständlich nicht immer friedlich bleibt) und forscht, was das Zeug hält, bis ein Spieler auf einem dieser Pfade das Zeitalter zu einem Ende führt. Dann heißt es Abschied nehmen, denn nun wählen alle Anführer ein neues Volk (Karl der Große übernimmt dann vielleicht die Normannen oder die Ming-Chinesen). Die alten Völker gehen “wie in echt”. Zum Vergleich: Bisher war es so, dass man mit seinem Volk und Anführer durch die komplette Weltgeschichte gezogen ist.
Doch vor dem Wechsel der Zeitalter hat der liebe Gott Entwickler die nächste Neuerung gestellt: Die sogenannten Krisen. Das kann zum Beispiel eine Barbareninvasion sein oder der Ausbruch der Pest. Da diese zufällig ausgewählt werden, bleibt das Spiel auch im x-ten Durchgang frisch und wiederspielbar. Ist die Krise beendet, endet das Zeitalter, Kriege werden beendet (die diplomatischen Beziehungen zueinander bleiben grundsätzlich erhalten), “veraltete” Gebäude verlieren ihre Boni und man wagt mit den bis dahin erbauten Städten die ersten Schritte ins nächste Zeitalter mit seinem neuen Volk.
Nicht alles Gold, was glänzt
Doch es gibt auch genügend Kritikpunkte. So fehlen die Engländer, die durchaus in der realen Welthistorie einen enormen Anteil haben, bislang komplett. Außerdem endet das Spiel in den 1950er Jahren, ein Zeitalter “Zukunft” (oder wie auch immer man das dann nennen möchte) fehlt ebenso. Grafisch macht das Spielfeld einen ordentlichen Eindruck, dafür wirkt das User Interface jedoch altbacken und braucht einige Eingewöhnungszeit. Das ist zwar vielleicht der Tatsache geschuldet, dass das Spiel auch von Anfang an nicht nur am PC verfügbar, sondern auch auf alle gängigen Konsolen portiert wurde – andere Spiele schaffen diesen Balanceakt jedoch deutlich ansehnlicher.
Nun sind dies jedoch allesamt Dinge, die sich recht einfach beheben lassen. Viel schlimmer jedoch: In den Foren berichtet eine enorme Spielerzahl davon, dass das Spiel ohne erkennbaren Grund oder Fehlermeldung einfach nicht starten will. Das ist ein absolutes No-Go und sollte entwicklerseitig dringend behoben – oder bei den angegebenen Mindestanforderungen nachgerüstet – werden, zumal das Spiel auch nicht zu den günstigeren seiner Art zählt.
Fazit: Das Spiel fesselt treue Fans der Serie mit den gewohnten Spielprinzipien und setzt gleichzeitig auf innovative Ideen, um das Spiel auch in späteren Runden noch frisch zu halten. Das macht es dann auch für Neulinge des Genres attraktiv. Dennoch ist noch ordentlich Luft nach oben – DLCs haben im Civilization-Universum jedoch Tradition.


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