In den Clubs und schummrigen Bars dieser Welt tobt seit Jahrzehnten ein Krieg. Ein Krieg, der keine Gefangenen macht und keine Gnade kennt. Es ist der ewige Kampf um die musikalische Vorherrschaft, der Clash der Titanen des Geschmacks. Und jeder verdammte Musikfan ist mittendrin in diesem Schlachtgetümmel der musikalischen Stammtischdebatte.
Warum zum Teufel sind wir so besessen davon, dass unsere Lieblingsband besser ist als die des Typen am Nachbartisch? Warum verteidigen wir unsere musikalischen Helden mit der Inbrunst religiöser Fanatiker? Die Antwort ist so einfach wie erschreckend: Weil es bei diesem Kampf nicht nur um Musik geht. Es geht um uns selbst.
“Musik drückt aus, wer wir sind – emotional, kognitiv und sozial”, sagt Jason Rentfrow von der University of Cambridge. Und der Kerl hat recht. Jeder Song, den wir lieben, jedes Album, das wir vergöttern, ist ein Stück unserer Seele, ein Fragment unserer zerbrochenen Identität in dieser kaputten Welt.
Wenn du sagst, KISS seien Scheiße, sagst du eigentlich, ich sei Scheiße. Und das, Freundchen, lasse ich nicht auf mir sitzen. Also verteidige ich Paul Stanley und Co. verbal bis aufs Blut, weil ich mich selbst verteidige. Und ich werde nie zugeben, dass NIRVANA gut gewesen sein könnten. Niemals (auch, wenn ich ab und an einen ihrer Songs auflege).
Musik ist ein Anker
Aber es geht noch tiefer. In einer Welt, die immer komplexer und unüberschaubarer wird, bietet uns die Musik einen Anker. Sie gibt uns das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Wenn wir auf einem Konzert unserer Lieblingsband stehen, umgeben von Tausenden Gleichgesinnten, fühlen wir uns für einen Moment nicht mehr allein. Wir sind Teil eines Stammes, einer Bewegung, einer Revolution.
Und genau das ist der Grund, warum wir so verbissen kämpfen. Weil wir tief in unserem Inneren wissen, dass es nicht nur um die Musik geht. Es geht um Zugehörigkeit, um Identität, um einen verdammten Sinn in diesem Chaos namens Leben.
Das Irrenhaus der Welt
Also ja, meine Band ist besser als deine. Nicht weil sie technisch versierter ist oder mehr Platten verkauft hat. Sondern weil sie mich versteht, weil sie meine Gefühle in Töne fasst, weil sie mir das Gefühl gibt, nicht allein zu sein in diesem Irrenhaus von einer Welt.
Und wenn du das nicht verstehst, dann hör dir verdammt nochmal “DESTROYER” an. Vielleicht begreifst du dann, worum es wirklich geht in diesem ewigen Krieg der Töne. Es geht um uns. Um dich und mich. Und um die Macht der Musik, uns zu definieren, zu verbinden und vielleicht sogar zu erlösen. Und am Ende, auch, wenn wir beide das alles verstehen (ja uns gut verstehen oder sogar lieben) – am Ende… ist meine Band immer noch besser als deine, du Bastard…
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.